|
11. September - 'anyway, an interesting day'

Reden ist Silber - Schweigen ist Gold. Die Weisheit aus Kindertagen kommt besonders dann zum Einsatz, wenn durch unaufmerksames Geplapper mögliche Streiche zur Entdeckung gerieten und es daher ratsamer erscheint, erst zu bedenken und dann zu reden - oder besser den Mund gar nicht aufzumachen. Sollten doch die anderen herausfinden, wer der Übeltäter war... Die Tat und das Schweigen über die, um die es in der vorliegenden Buchveröffentlichung „Das Schweigekartell“ geht, hat nicht im Entferntesten den Hauch von Charme aus Kinderstuben. Die Streiche, um die es geht, sind annähernd militärischer Natur und werden von Fall zu Fall - je nach Nützlichkeit „Angriff“ oder „Aircampagne“ genannt.
 Die Tat, um die das Schweigen sich hüllt, ist ohne Zweifel eine Inszenierung, die alle bisherigen vergleichbaren Hollywoodmonumente in den Schatten stellt - ohne Zweifel eine Katastrophe für alle Betroffenen. Der Tag der Tat wurde noch am Tag selbst Geschichte, laut G.W. Bush: „Anyway - an interesting day“! Das Schweigen, das die sensationelle Tat umhüllt, das ein bisher nie dagewesenes Versagen in Abwehr und Ermittlung zudeckt, das stattdessen Falschaussagen, Lügen, kriminelle Bankgeschäfte und eine kaum zu übertreffende Welle der Staatspropaganda kolportiert, ist Thema des im März 2002 erschienenen Buches im Kai-Homilius-Verlag, der ansonsten auf Landschaften und Kulturgüter spezialisiert ist.
„Es gilt einzig und allein die offizielle Version. Wer Fragen stellt, wird als Paranoiker behandelt,“ warnt der Herausgeber und Chefredakteur der in Berlin erscheinenden Tageszeitung 'junge welt' Arnold Schoelzel. 'Das Schweigekartell' biete die Chance, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen, die wie die hermetische Abriegelung des 'Ground Zero', jeden in Haft nimmt, ob Tourist oder Journalist, der einen unerlaubten Blick hinter die Kulissen wagt und der dem „Ersatz von Argumentation durch Emotion und dem Verbot, Kausalketten zu verfolgen“ wie er zum Standardrepertoire jeder Kriegführung gehöre, nicht blindlings folgt...

„Einfach nur im falschen Film“ - so lautet zwar die Titelzeile von Rene Heiligs Beitrag. Wer sich aber gründlich im falschen Film innerhalb des Schweigekartells zu befinden scheint, ist ein Autor, für den die Ermittlungen ihren maximalen Grad der Auflösung erreicht haben, für den feststeht, daß die hochspezialisierten Geheimdienste der Welt (aufgrund Sprachschwierigkeiten?!) wie nach einem Naturgesetz versagen mußten, etc., etc., etc., und damit nahezu sämtlichen weiteren Publizierenden grundlegend widerspricht. Alle Fragen, die die anderen Autoren bemühen, die Unglaubwürdigkeit der offiziellen Darstellungen von Washington über London bis Berlin unter Beweis zu stellen, sind bei 'Geheimdienstexperte' Erich Schmidt-Eenboom so sonnenklar gelöst, dass das Schweigekartell im Grunde überhaupt nicht hätte geschrieben werden müssen. Hätten doch die anderen oder der Herausgeber nur zuerst bei Erich SE nachgelesen! Sein nüchtern betitelter Beitrag „Nachrichtendienste im Anti-Terror-Krieg“ kommt mit trojanischer Informationsfülle als einer der umfangreichsten daher und liefert vielleicht tatsächlich den ein oder andere Köder, z.B. den, dass ...niemand... an der Offenbarung aus Belgrad interessiert gewesen sei, ein neuerdings auf der globalen Bekanntheitsskala zu den TOP Ten zählenden Herr O.B. Laden habe beste Verbindung zur kosovarischen 'Befreiungsarmee' UCK unterhalten und dieselbe nach Kräften unterstützt. Die völlig unkritische Darstellung der 'Dienste', die als naiv unfähig präsentiert werden, deren alltägliches Mordhandwerk - es müssen ja nicht immer gleich Staatsmänner sein - überhaupt nicht thematisiert wird, hinterläßt einen äußerst faden Nachgeschmack und läßt ganz schmerzlich einen Autor wie Andreas von Bülow vermissen, dessen Deutlichkeit als Konterpart kaum zu übertreffen ist. Seine „Spuren einer trampelnden Elefantenherde“, waren der Auslöser der öffentlichen Debatte. Da es im wesentlichen bei nur diesem einen Eigentor bleibt, ist 'das Schweigekartell' aber durchaus und insbesondere für Themen-Einsteiger dringend weiterzuempfehlen.

Dass Journalismus grundsätzlich mehr leisten muß als nur die Beurteilung der Sachlage nach Tagesaktualität, beweist der Beitrag von Ilse und Horst Schäfer, die beide über zehn Jahre in den USA tätig waren und von 1975 bis 1981 im Weißen Haus und im Senat in Washington akkreditiert waren. Ihr Thema ist ein weiterer 'interessanter Septembertag', nämlich der 11. September 1973, Kreation des Staatsterrorismus made by USA und die vom US-Senat dokumentierten verdeckten Operationen eines der größten Geheimdienstes der Welt: CIA. Die Initialen dieser Organisation stehen für Verschwörung - Intrige - Mord. (Conspiracy - Intrigue - Assassination). Diese Befürchtung bringt der amerikanische Kongressangehörige Claiborne Pell anläßlich des ersten und einzigen Untersuchungsberichts zum Ausdruck, der 1975 als Ergebnis des Churchausschusses der Öffentlichkeit als Spitze des Eisbergs trotz des Kampfes um eine Verhinderung der Veröffentlichung präsentiert wird. Die Dokumentation, auf deren Auswertung der Schäfer-Beitrag im wesentlichen fußt, auch Church-Report oder Mord-Report genannt, gibt Zeugnis über kriminelle Machenschaften von mindestens drei US-Regierungen, in deren Auftrag Regierungen souveräner Länder gestürzt, Attentate und Mordanschläge verübt wurden, vor Seuchenausbreitung, geheimen Kriegen und ausgedehnter Zusammenarbeit mit der Mafia und weiterer organisierter Kriminalität nicht zurückgeschreckt wurde, vielmehr perfide Methoden als probates Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele von Machterhalt und -ausweitung wie selbstverständlich wieder und wieder durch praktischen Einsatz der ausführenden 'Dienste' durch die CIA, Anwendung fanden.

Aufgrund der Enthüllungen des Church-Reports wurde 1976 ein Gesetz erlassen, dass den politischen Mord durch die CIA untersagt. Woraufhin 'die Dienste' sich vermutlich in einen Turn- und Häkelverein wandelten, nicht einmal mehr fähig zu Sabotageaktionen mit dem Ziel „innere Uneinigkeit und Widerstand“ zu provozieren. Fatal. Zumal seit dem 11. September spätestens politischer Mord wieder - durch G.W. Bush öffentlich verkündet - wieder auf der Tagesordnung steht. Den es auszuführen gilt. Doch dazu könne man sich schließlich, so wird am 29. Oktober 2001 in der Los Angelos Times aus CIA-Kreisen zitiert, Banditen und anderer, ausländischer Straßenkrimineller bedienen. Auch eine Wiedereinführung von Folter wird diskutiert. Da man aber selber entsprechende Fachleute nicht habe, empfiehlt der Vorsitzende des Senats-Geheimdienstausschusses, Bob Graham, sich der Hilfe von Staaten zu bedienen, „die aggressivere Fähigkeiten dazu haben.“

Fassen wir kurz zusammen. Die Tat ereignete sich an einem irgendwie interessanten Tag in einer Auftragsmord-Demokratie die die Werte einer Auftragsfolter-Zivilgesellschaft zu verteidigen hat...

„Cui bono?“, fragt in einer philosophischen Betrachtung der Autor Peter Feist. Oder wem dienen Verschwörungstheorien? Exkurs: Kaum eineR der am Thema (11. September) Interessierten ließ sich das ZDF-Nachtstudio entgehen - mit Andreas von Bülow als exotischem Gast in der ungleichgewichtigen Runde unter sogenannten oder selbsternannten Verschwörungsexperten, denen der ehemalige Bundesminister für Forschung und Technologie und Autor eines Buches über „CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste“, als lebendes Beispiel für ihre Theorien herhalten sollte. Genau unter eben diesem Aspekt sind sogenannte Verschwörungstheorien weithin als k.o.-'Argument' geläufig, als dass sie sich bestens gegen die Argumente einer noch zu beweisenden These, in diesem Fall ausgehend von der Aussage „so wie es offiziell dargestellt wird, kann es nicht gewesen sein“ ins Feld schlagen lassen. Den „ExpertInnen“ und auch dem Moderator Volker Panzer kam es zu keiner Sekunde überhaupt nur in den Sinn, auf Andreas von Bülow argumentativ einzugehen. Sie betrachteten ihn - mit einem süffisanten Lächeln im Knopfloch von der höheren Warte des Kuckucksnests - und hatten mit dem Zauberwort „Verschwörung“ vermeintlich zu jederzeit die Oberhand, eleganter als Barbiturat oder Zwangsjacke. Die Rechnung ging allerdings nicht auf. Nicht Andreas von Bülow sondern die „ExpertInnen“ und Herr Panzer setzten sich der Lächerlichkeit aus und noch in der Nacht brauste im Internetforum zur Sendung eine Protestwelle zugunsten von Herrn von Bülow auf, der als ehemaliges Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission für 'die Dienste' sehr wohl weiß, wovon er spricht. Was aber lehrt das Beispiel? „Verschwörungstheorien sind also insgesamt ein Element geistiger Entmündigung und Unterdrückung.“ Oder wie Peter Feist weiter schlußfolgert:

„Vielleicht handelt es sich dabei“ (den nämlichen Attentaten des 11. September und der daraus folgenden islamtheoretischen Schuldzuweisung) „um eine Verschwörungstheorie, von der CIA geschaffen, um einen Vorwand für einen Krieg zu haben... gegen alle ... den USA nicht genehmen Staaten bzw. Herrscher in der ganzen Welt oder gegen alle potentiellen Feinde und Konkurrenten um die Vorherrschaft auf der ganzen Welt?“

Der Autor Feist, spezialisiert auf Feindbildforschung und Entstehung der unmittelbaren Kriegsdisposition, ist hier zu tadeln, denn wo kämen wir hin, wenn jedeR beliebig 19 Verschwörungstheorien verbreitet, von denen sich bald herausstellt, das mindestens 7 davon noch leben...

Kommen wir mit Eckart Spoo auf eine rational faktische Ebene zurück, sofern eine solche in Bruchstücken nach dem weltverändernden „interessanten“ Tag noch auffindbar ist. Der langjährige Journalist und heutige Mitherausgeber und verantwortliche Redakteur der Zweiwochenschrift 'Ossietzky' behandelt am ausführlichsten die dem Schweigekartell zugrundliegenden medienspezifischen Fragen, zeigt auf, wo JournalistInnen sich für ihre doch zunächst ernstgemeinten Äußerungen 'entschuldigen', wo Sendungen schlichtweg verboten werden, welche Weisungen an Redaktionen ergehen, um die Darstellung der Opfer und eigenen Kriegshandlungen nicht für die 'eigenen Zwecke ungünstig' in Emotionen umschlagen zu lassen, liefert zahlreiche Beispiele für bewußtes oder gesteuertes Fehlverhalten der Presse, für 'die Zunft, deren Beruf das Lügen ist, das Lügen im Auftrag der Macht' - wie es Beate Mittmann und Peter Priskill 1991 unter dem Eindruck der Golfkriegs-Brutkasten-Hysterie wagten zu behaupten. Eckart Spoo sorgt mit seiner beeindruckenden Faktensammlung, in der weder Tonking noch Gleiwitz fehlen, noch Norman Schwartzkopf (Medien erfolgreich zur Irreführung benutzt... S. 176) und Jamie Shea („What do you want? We created stories and we made a good show.“ S.172) dafür, dass Falschberichterstattung, Verdrehungen oder schlichtweg Unterlassung von Meldungen chronologiegleich in einem öffentlichen Katalog zugänglich sind. Die „Indienstnahme unserer Köpfe“ funktioniere bis in kleinste homöopathische Einheiten. Allein die arglosen Wörtchen „warnen“ oder „drohen“ bezogen auf ein- und denselben Vorgang aktiviert die Hirnschublade „Freund“ oder „Feind“.

'Das Schweigekartell' liefert selbst in einem umfangreichen Anhang noch Material zur aktuellen und generellen Auseinandersetzung. So kommt in einem Interview des ND-Mitarbeiters Max Böhnel (22.10.2001) mit dem US-amerikanischen Publizisten und Verleger John MacArthur, der Herausgeber des Harper's Magazine und Publizist des auch in deutsch erschienenen (im Handel vergriffenen) Buches 'Second Front (Schlacht der Lügen)' zu erstaunlich direkten Aussagen, die in gleichem Maße vor Augen führen, wie schnell selbst die ungeheuerlichsten und kriegsauslösenden Propaganda-Lügen („Ich erinnere wieder an den Golfkrieg. Da wurden die Brutkästen erfunden, aus denen die Irakis angeblich kuwaitische Babys warfen. Das ist nie passiert. Aber alle glaubten es...“) vor der Wucht der Ereignisse und einer Fülle ungeahnter Eindrücke zu schnell in Vergessenheit geraten, obschon gerade nicht nur das generelle Wissen darum, vielmehr deren ständige Präsenz durch stetige Wiederauffrischung zu einer Immunität gegen PR-gefertigte Verdummungsstrategien führen könnte.

„Wenn man nach Bush's Kriegsrede NPR (National Publik Radio) einschaltete, klangen die Journalisten-Kommentare wie sowjetischer Agitprop vor 30 und 40 Jahren.“

Der ND-Redakteur René Heilig wirft in seinem Beitrag einen einzigen Fragenkatalog bezogen auf die einseitigen Ermittlungen und fragwürdigen Beweismittel auf. Heilig stellt fest, dass die USA es „noch immer nicht geschafft hat, den 1963 verübten Mord an seinem Präsidenten John F. Kennedy ... mit juristischen Konsequenzen aufzuklären...“ Rolf Hochhuth nimmt 1970 Bezug im Vorwort seiner Tragödie 'Guerillas': „...die für hundert Millionen Fernseher bestellte Ermordung des angeblichen John F. Kennedy-Erschießers Oswald sei aufschlußreicher als eine Fünf-Zeilen-Notiz ein Jahr später, vierzehn Personen könne man benennen, die zu Dallas Aussagen hätten machen können, gäbe es einen Prozeß, und wären die nicht gewaltsam oder mindestens sehr termingerecht gestorben...“ René Heilig zitiert den Direktor des Moskauer Instituts für strategische Studien, Jewgenij Koschokin, über die Chancen der Aufklärung zu den Anschlägen des 11. September: „Möglicherweise wird die Welt manche Dinge niemals erfahren“, denn es sei möglich, „dass nicht nur die Personen starben, die die Angriffe direkt ausführten, sondern dass auch eine ganze Reihe weiterer Personen, die in die Vorbereitung verwickelt waren, erst noch getötet werden müssen.“

Fragen über Fragen, zusammengestellt in einem aus allen Beiträgen eigens von Herausgeber und Verlag eingerichteten Fragenkatalog: „Die Welt lernt das Staunen: arabische Hobbypiloten mit wenigen Flugstunden sind in der Lage, Jumbos punktgenau auf ein kleines Ziel zu steuern“, wer aber geht der Frage nach, dass die Piloten verzweifelt meldeten, sie könnten nicht mehr steuern? Und wer geht der von Michael Ruppert aufgeworfenen Frage nach, höchste CIA-Beamte seien an Insidergeschäften beteiligt? Weitere respektable Autoren wie Rainer Rupp und der Professor an der Bundeswehr-Akademie August Pradetto sind vertreten, Fragen zu Völkerrecht und ungeklärten Bangeschäften von Dieter Elken und Klaus Eichner werden aufgeworfen... und nicht zuletzt geht ein herzerfrischendes Donnerwetter von Gerhard Branstner auf die Leserschaft nieder: „Die Menschheit nähert sich dem Gipfelpunkt der politischen und moralischen Verkommenheit.“ Widersprüche über die dieser Publikation immanenten hinaus, dürften noch weitere Fakten aufdecken... aber eine Publikation muß auch nicht alles leisten.

Anneliese Fikentscher
Dann muß ich das Buch '24 Stunden, die die Welt erschütterten' wohl selber schreiben

Der eher auf Kulturbände spezialisierte Kai Homilius Verlag legt einen Sammelband mit Aufsätzen zum 11.9. vor, die es in sich haben. Der erste Eindruck: Solide. So ein Leineneinband und das Know-How aus dem bisherigen Verlagsprogramm heben schon den Inhalt hervor. Was das Herz begehrt: vom anregenden Klappentext über weiterführende web-links und einem Glossar bis zu einem Register. So ein richtig schönes Arbeitsbuch. Anmerkungen und Quellenbelege seitenweise. Ganz stark sind die offenen Fragen, die Verlag und Herausgeber aus den Autorenbeiträgen herauszogen. Es sind sage und schreibe 7 volle Seiten, in 6 Gruppen gegliedert.

Womit wir bei Autoren und Herausgeber sind. Alle namhaft, und ein bunter Reigen dazu. Schmollend notiere ich: das Internationale Institut für Medienanalyse und Friedensforschung wird zwar benannt (vor dem ND als Quelle, was schmeichelt), aber mich sprach man nicht an auf einen Beitrag. Nachweislich ist die website /finger.html die älteste und umfangreichste Informationsquelle, und alle dürfen sich auch gerne bedienen. Unverständlich ebenso, weshalb Andreas von Bülow (auf den ebenfalls x-fach Bezug genommen wird) nicht mit einem eigenen Beitrag vertreten ist (obwohl anscheinend mal geplant). Vielleicht deshalb, weil sowohl Bülows Fragen als auch meine eingearbeitet sind in die Beiträge der anderen? Schauen wir mal.

Die Autoren: Schölzel, der Junge-Welt-Chef, stellt in seinem Vorwort den 11. September in den globalen Zusammenhang, in den er gehört. Um sich versammelt er den NATO-Analysten Rainer Rupp, der im Planungsstab der NATO Wissen nicht nur akkumulierte, sondern schon frühzeitig den Friedenskräften weitergab, Eckart Spoo von der „Ossietzky“, den Geheimdienst-Spezialisten Schmidt-Eenboom, Branstner sagt etwas zur Sprache der Medien, und der kann das, und in seinem Fach kennt sich auch Pradetto aus - über die UNO kann der Prof. an der BuWe-Hochschule in Hamburg wohl am besten schreiben, und das Völkerrechtsthema deckt der Rechtsanwalt Elken noch separat ab. Vom Neuen Deutschland kommt der sicherheitspoltische Experte Heilig, Eichner als langjähriger MfS-Mitarbeiter hat zur Banken-Geheimdienst-Connection kompetente Auskunft, und die Schäfers als beim Weißen Haus und der UNO akkreditierte langgediente US- Spezialisten berichten über den US-Staatsterror. Und eine verschwörungstheoretische Abrundung durch Feist, der philosophisch und friedenspolitisch Feindbilder zerlegt, durfte nicht fehlen. Matthias Bröckers wird im Dokumentenanhang mit seiner „WTC-Conspiracy XXXV“ aufgenommen.

Nun geht es ans Lesen: für Sie und für mich. Einen Beitrag kenne ich schon durch den Vorabdruck in der Jungen Welt. Aus meiner und der Sicht eines ausgewiesenen Völkerrechtlers (der nur sagte „ich hätte es nicht besser sagen können“) einfach Spitze, was Dieter Elkens Tastatur rausließ.

Einerseits will ich mich in den „unbedarften Leser“ versetzen, andererseits habe ich meine Interessen und mein Vorwissen. Beides sagt mir jedenfalls beim zweiten Blättern: ein vernünftiger timetable könnte einer Neuauflage nicht schaden (ein grober wie Rupperts „Lucy“ und ein auf die entscheidenden Stunden konzentrierter wie der von mir.)

Begonnen habe ich mit - Gerhard Branstner. Weil, wenn der wettert, dann donnert, blitzt, poltert und grummelt es gewöhnlich. Ich wurde - zunächst - enttäuscht. Statt einer Analyse der kriegsgeilen Sätze der lügenden Medien (das hatten wir schon zur Genüge in den letzten Jahren, aber das hatte ich erwartet) las ich sehr nachdenkliche Worte, resigniert wirkend. Da schrieb ein alter, abgeklärt weiser Mann, und bevor ich darauf dann am Ende nochmal eingehe, zitiere ich vorerst nur einen Satz daraus, der auf Anhieb so gar nicht zum Thema passen will: „Das Ahlener Programm der CDU war nach ihm (dem 2. Weltkrieg, A.H.) bedeutend progressiver als der Programmentwurf der PDS von heute.“ Da legt der politische Mensch die Ohren an, denn das ist wahr. Und schlimmer noch: es zeigt, wo wir stehen.

Anders Rainer Rupp. Analysierend, abwägend, in Beziehung setzend und immer sauber recherchiert und belegt sein Beitrag „alle Warnungen verschlafen?“ Geleitet durch die Zielvorgabe, arbeitet Rupp das Verhalten des US-Geheimapparats ab: angeblich weniger gewußt zu haben als der Rotzlöffel Lindh, der als „amerikanischer Taliban“ ins Herz der Al Qaida vordrang. Allgemeine Warnungen und konkrete Warnungen erhalten zu haben, sauber gelistet von Rupp. Und nun die Erkenntnisfalle bei ihm - offenbar dem Fortschritt der eigenen Erkenntnis angepaßt:

„Die völlige Gleichgültigkeit ... gegenüber dem bevorstehenden Terrorangriff ... an den Tag gelegt wurde kann nur durch eine wahrhaft unglaubliche Inkompetenz erklärt werden.“ (36) „Nur durch“? Der Folgesatz konterkariert schon diese seltsame Festlegung, und verschiedene andere Erkenntnisse ebenso. Z.B. die, dass zwei des Terrorismus verdächtigte Männer am 11.9. unter ihrem eigenen Namen zwei unterschiedliche Flieger besteigen konnten. So daß Rupp auf S. 50 die Dummheits-Erklärung ergänzt: „... hat die Führung der US-Geheimdienste gar nicht versagt ...“. Gut möglich. Zumal scharf pointiert festgestellt wird: „Der Tatsache, dass die US-Ermittler innerhalb von 24 Stunden nach dem 11. September zielsicher „herausgefunden“ haben, dass die Spur zu bin Laden und den Taliban nach Afghanistan führte, verdankt die US-Regierung, dass nicht nur in Zentralasien US-Militär dauerhaft etabliert werden, sondern auch auf anderen Kontinenten ohne große Probleme der Rechtfertigung alte Rechnungen beglichen und der globale Machtanspruch der USA durchgesetzt werden konnte.“ Das war schon scharf, aber es geht noch kürzer: „Weltherrschaft in 24 Stunden“; und nicht zu vergessen die Faschisierung und Massenhysterie in den USA selbst. Nur wenn, lieber Rainer, Dein Erkenntnisfortschritt offenbar in der Erarbeitung Deines Beitrags von den ersten bis zu den letzten Seiten wuchs bis hin zu diesem Punkt, dann wird die Frage nach der „Verschlafenheit“ in der Überschrift recht obsolet. Aus Deiner detaillierten Analyse, dass Warnungen vorlagen und „verschlafen“ wurden, erfolgten doch nicht nur faktisch die Stunden des 11. September. Sondern auch die Notwendigkeit, die Abläufe dieses Tages selbst zu recherchieren und nicht den Spiegel- Bildberichtern zu überlassen. Aus dem jahrzehntelangen Training, nur reine Fakten zu eruieren, herauszuschälen und zu evaluieren (so erkläre ich es mir), ergab sich evtl. die Scheu vor Ungeklärtem. Nur schließt sich nicht notwendigerweise, dass ein offener Widerspruch nicht auch ein analysewerter Fakt sein könnte. Der Widerspruch, die offene Frage - sie müssen nicht geschlossen werden. Ein halbgelöstes Problem ist keine Verschwörungstheorie. Der Hang zur Prägnanz, der Wunsch mittels hieb- und stichfester Fakten die Welt zu erklären, ist lobenswerter Marxismus. Sich in Widersprüchen zu bewegen, sie zu benennen, Tendenzen anzusprechen, aber auch! Da gibt es Zeitangaben bei den Quellen von Mitte März - evtl. wurde dem Autor schlicht die Zeit zu knapp vor dem Abgabetermin. Schade. Oder der 11.9. selbst war der ausgefallene Beitrag von von Bülow?

Dann muß ich das Buch „24 Stunden, die die Welt erschütterten“ wohl selber schreiben. Denn wir lesen zwar bei Rupp: „Nun hatte sich jedoch heraus gestellt, dass etliche der so verdächtigten Selbstmordattentäter sich bester Gesundheit erfreuten.“ Aber es fehlt die Konsequenz bzgl. des zu erforschenden Gegenstands. Der 11. September muss dann nämlich anders verlaufen sein als uns bisher dargestellt.

Dieser von Andreas von Bülow eingebrachte Aspekt wird auf http://www.medienanalyse-international.de/finger.html und insbesondere unter 18) Passagierlisten behandelt. Jared Israel war es, der das Verhalten des US-Luftfahrtbehörden und der airforce detailliert untersuchte. Von mir stammt die Analyse der Lüge, es seien von Cape Cod zwei F-15 aufgestiegen, jedoch zu spät gekommen. Jared wiederum hat haarklein das Verhalten Bushs am Morgen des 11.9. in Sarasota analysiert. Mike Ruppert stocherte in der CIA-Börsenfrage herum. Jedenfalls gibt es ohne jede Verschwörungstheorie ganz exakte Infos über das, was am 11.9. ganz bestimmt anders als dargestellt verlief.

Andreas Hauß (www.medienanalyse-international.de/index1.html)
|